LECTURE OF HANS MAIER, SEPTEMBER 2015, BREMEN, GERMANY
Sehr geehrte Frau Senatorin,
sehr gehrte Damen und Herren,
sehr gehrte Damen und Herren,
ich freue mich sehr, daß ich heute zum 20 jährigen Bestehen von Fraunhofer MEVIS einen der drei Festvorträge halten darf. Als Mitglied im Kuratorium bin ich dem Institut eng verbunden und es ehrt mich, meine Gedanken zur Zukunft der bildgebenden Medizin mit Ihnen heute Nachmittag teilen zu dürfen.
Im Gegensatz zu meinen beiden ausgezeichneten Vorrednern - beides praktizierende Radiologen - habe ich die „Bildgebende Medizin“, als früherer Chef der gleichnamigen Geschäftseinheit bei der Schering AG und nach deren Übernahme bei der Bayer AG, aus der Sicht eines Industriemanagers wahrgenommen.
Für einen Manager steht dabei naheliegenderweise die Frage im Vordergrund, wie er die Ressourcen, die ihm zur Verfügung stehen, so einsetzt, daß das bestehende Geschäft, wenn möglich, ausgeweitet werden kann, zum anderen aber –gerade in einer hochgradig forschungs- und entwicklungsgetriebenen Industrie – wie neue Geschäftsbereiche, oder doch wenigstens neue Marktsegmente, durch innovative Produkte und Serviceangebote erschlossen werden können. Insofern habe ich mich immer schon mit der Zukunft der bildgebenden Diagnostik beschäftigt.
Dabei haben wir die Entwicklung unserer Kontrastmittel natürlich im engen Austausch mit den Entwicklern und Herstellern der (Computer- und Magnetresonanztomographen und der Ultraschall-) Geräte betrieben und auch die Software-Entwickler, haben früh eine große Rolle gespielt.
Im Gegensatz zu meinen beiden ausgezeichneten Vorrednern - beides praktizierende Radiologen - habe ich die „Bildgebende Medizin“, als früherer Chef der gleichnamigen Geschäftseinheit bei der Schering AG und nach deren Übernahme bei der Bayer AG, aus der Sicht eines Industriemanagers wahrgenommen.
Für einen Manager steht dabei naheliegenderweise die Frage im Vordergrund, wie er die Ressourcen, die ihm zur Verfügung stehen, so einsetzt, daß das bestehende Geschäft, wenn möglich, ausgeweitet werden kann, zum anderen aber –gerade in einer hochgradig forschungs- und entwicklungsgetriebenen Industrie – wie neue Geschäftsbereiche, oder doch wenigstens neue Marktsegmente, durch innovative Produkte und Serviceangebote erschlossen werden können. Insofern habe ich mich immer schon mit der Zukunft der bildgebenden Diagnostik beschäftigt.
Dabei haben wir die Entwicklung unserer Kontrastmittel natürlich im engen Austausch mit den Entwicklern und Herstellern der (Computer- und Magnetresonanztomographen und der Ultraschall-) Geräte betrieben und auch die Software-Entwickler, haben früh eine große Rolle gespielt.
Innovation im Bereich der bildgebenden Diagnostik war von Anfang an eine komplexe Interaktion der Ingenieurwissenschaften, der sich rasant entwickelnden Informationstechnologie und Computerwissenschaften, der Bio-Medizin, der Medizintechnologie und der pharmazeutischen Forschung- und Entwicklung. Dies wird auch in Zukunft so sein, nur werden sich, so meine These, die Gewichte und Beiträge der einzelnen Wissensbereiche verschieben und der Wissenszuwachs im Bereich der Genetik und der Immunologie, der Pathologie und der sogenannten In-Vitro Diagnostik, also der differenzierten Analyse körpereigener Substanzen, wie Blut und Urin, werden im Zusammenspiel mit der Informationstechnologie die Medizin insgesamt und die bildgebende Diagnostik im besonderen fundamental verändern.
Der Einsatz der bildgebenden Diagnostik wird durch Genetik und in-vitro Diagnostik in Zukunft noch besser vorbereitet und deshalb auch präziser. Genetik, in-vitro Diagnostik und bildgebende Diagnostik werden sich, noch mehr als heute schon, komplementär ergänzen und in bestimmten Bereichen werden Diagnose und Therapie eng verzahnt – der englische Begriff dafür ist Theranostics – etwa bei bestimmten Krebstherapien.
Dazu im Folgenden einige Thesen, aber zunächst ein kurzer Rückblick auf die hinter uns liegende, atemberaubende Entwicklung der bildgebenden Medizin in den letzten Jahrzehnten.
Dazu im Folgenden einige Thesen, aber zunächst ein kurzer Rückblick auf die hinter uns liegende, atemberaubende Entwicklung der bildgebenden Medizin in den letzten Jahrzehnten.
Es ist nicht übertrieben zu sagen, daß bildgebende Verfahren wie die Computertomographie, die Magnetresonanztomographie, Ultraschall und die Positronen Emissionstomographie (kurz PET), um nur die wichtigsten Verfahren zu nennen, die Medizin insgesamt im letzten halben Jahrhundert revolutioniert haben. Moderne Medizin ist ohne bildgebende Unterstützung völlig undenkbar, von der embryonalen Ultraschalldiagnostik, über das Brustkrebs-Screening bis hin zur hochkomplexen CT oder MRT gestützten Leber Operationsplanung, um nur exemplarisch einige Bereiche zu nennen. Sowohl die Entwicklung der Computertomographie durch Sir Godfrey Houndsfield und Allan McLeod Cormack, als auch die Entwicklung der Magnetresonanztomographie durch Paul Lauterbur und Sir Peter Mansfield wurden deshalb zu recht mit Medizin Nobelpreisen (1979 und 2003) bedacht.
Die fast beispiellose Erfolgsgeschichte der bildgebenden Medizin ist ein sehr anschauliches Beispiel dafür, welch komplexe „Ökosysteme“, im systemtheoretischen Sinn, entstehen bzw. geschaffen werden müssen, um Hochtechnologie-Innovation dieser Art nicht nur entstehen zu lassen, sondern sie auch institutionell und kommerziell durchzusetzen. In der bildgebenden Diagnostik waren und sind deutsche Firmen führend, pars pro toto will ich hier Siemens und Bayer erwähnen, beides Weltmarktführer, die einen im Bereich der Geräte, die anderen im Bereich der Kontrastmittel und der dazugehörenden Kontrastmittel-Injektoren. Siemens hat dabei eine ganze Reihe von Pionierleistungen erbracht, bei der Entwicklung der Computertomographie ebenso wie bei der Magnetresonanztomographie, bis hin zum technisch äußerst anspruchsvollen ersten kombinierten MR-PET Scanner. Schering, bereits seit den 30er Jahren Pionier bei der Entwicklung von Röntgenkontrastmitteln, gelang Mitte der 80er Jahre die Entwicklung des ersten MR-Kontrastmittels (Magnevist), ebenso wie die Entwicklung des ersten Ultraschall-Kontrastmittels und die Verbesserung der jodhaltigen Röntgenkontrastmittel. Aber auch andere Firmen wie z. B. Bruker-Biospin im Bereich der Magnetresonanztomographie oder die von Heinz-Otto Peitgen gegründete MEVIS Medical Solutions AG im Bereich der software-gestützten Brustkrebsdiagnose und der software-gestützten Leber OP-Planung, haben wichtige Beiträge geleistet.
Dies ist allerdings kein Grund, sich auszuruhen, denn die Voraussetzungen für Innovation in der bildgebenden Medizin verändern sich gerade rasant und damit jedenfalls zum Teil auch die Spieler, die die nächste Runde wesentlich mit beeinflussen werden. Womöglich kennen wir noch nicht einmal ihre Namen.
Als langjähriger Pharma-Manager habe ich das alles schon einmal erlebt. Als ich Mitte der 80er Jahre in die Schering AG eintrat, steckte die Mitte bis Ende der 70er Jahre gerade aus der Taufe gehobene Biotechnologie-Industrie noch in ihren Anfängen. Nur die vorausschauenden Pharma-Manager nahmen damals wahr, daß hier nicht nur ein paar Start-up Unternehmen gegründet , sondern eine neue Industrie geschaffen wurde, mit einem völlig neuen Modell pharmazeutisch-biologische Forschung zu betreiben. Danach wurden wir dann alle Zeugen des kometenhaften Aufstiegs der Firma Genentech (ihr erfolgreicher Börsengang 1980 inspirierte übrigens eine andere inzwischen recht bekannte Silicon Valley Firma – Apple – noch im gleichen Jahr an die Börse zu gehen) und einiger anderer, heute großer Unternehmen, deren Erfolg u. a. auf der Erfindung der rekombinanten DNA Technologie beruhte. Gleichzeitig sind in meiner aktiven Zeit in der Pharma-Industrie damals noch große Firmen, Platzhirsche, wie z.B. Hoechst, verschwunden, wurden fusioniert oder gekauft.
Was aber sind nun die Innovationstreiber wenn es um die Zukunft der bildgebenden Medizin geht? Welches werden die zukünftigen Spieler sein, welche nationalen und globalen Innovationsnetzwerke werden entstehen?
Die Antwort lautet, es werden jene Spieler sein, die einen signifikanten Beitrag leisten, einerseits heute noch vorhandene Schwächen der bildgebenden Diagnostik zu beheben und andererseits die Schnittstellen der biomedizinischen Forschung und Entwicklung, namentlich der Humangenetik und der Immunologie, der Pathologie und der Informationstechnologie zu besetzen und damit den Weg zu einer wirklich personalisierten Medizin zu ebnen.
Lassen Sie mich mit den Schwächen oder sagen wir besser den Herausforderungen der bildgebenden Diagnostik heute beginnen.
Die fast beispiellose Erfolgsgeschichte der bildgebenden Medizin ist ein sehr anschauliches Beispiel dafür, welch komplexe „Ökosysteme“, im systemtheoretischen Sinn, entstehen bzw. geschaffen werden müssen, um Hochtechnologie-Innovation dieser Art nicht nur entstehen zu lassen, sondern sie auch institutionell und kommerziell durchzusetzen. In der bildgebenden Diagnostik waren und sind deutsche Firmen führend, pars pro toto will ich hier Siemens und Bayer erwähnen, beides Weltmarktführer, die einen im Bereich der Geräte, die anderen im Bereich der Kontrastmittel und der dazugehörenden Kontrastmittel-Injektoren. Siemens hat dabei eine ganze Reihe von Pionierleistungen erbracht, bei der Entwicklung der Computertomographie ebenso wie bei der Magnetresonanztomographie, bis hin zum technisch äußerst anspruchsvollen ersten kombinierten MR-PET Scanner. Schering, bereits seit den 30er Jahren Pionier bei der Entwicklung von Röntgenkontrastmitteln, gelang Mitte der 80er Jahre die Entwicklung des ersten MR-Kontrastmittels (Magnevist), ebenso wie die Entwicklung des ersten Ultraschall-Kontrastmittels und die Verbesserung der jodhaltigen Röntgenkontrastmittel. Aber auch andere Firmen wie z. B. Bruker-Biospin im Bereich der Magnetresonanztomographie oder die von Heinz-Otto Peitgen gegründete MEVIS Medical Solutions AG im Bereich der software-gestützten Brustkrebsdiagnose und der software-gestützten Leber OP-Planung, haben wichtige Beiträge geleistet.
Dies ist allerdings kein Grund, sich auszuruhen, denn die Voraussetzungen für Innovation in der bildgebenden Medizin verändern sich gerade rasant und damit jedenfalls zum Teil auch die Spieler, die die nächste Runde wesentlich mit beeinflussen werden. Womöglich kennen wir noch nicht einmal ihre Namen.
Als langjähriger Pharma-Manager habe ich das alles schon einmal erlebt. Als ich Mitte der 80er Jahre in die Schering AG eintrat, steckte die Mitte bis Ende der 70er Jahre gerade aus der Taufe gehobene Biotechnologie-Industrie noch in ihren Anfängen. Nur die vorausschauenden Pharma-Manager nahmen damals wahr, daß hier nicht nur ein paar Start-up Unternehmen gegründet , sondern eine neue Industrie geschaffen wurde, mit einem völlig neuen Modell pharmazeutisch-biologische Forschung zu betreiben. Danach wurden wir dann alle Zeugen des kometenhaften Aufstiegs der Firma Genentech (ihr erfolgreicher Börsengang 1980 inspirierte übrigens eine andere inzwischen recht bekannte Silicon Valley Firma – Apple – noch im gleichen Jahr an die Börse zu gehen) und einiger anderer, heute großer Unternehmen, deren Erfolg u. a. auf der Erfindung der rekombinanten DNA Technologie beruhte. Gleichzeitig sind in meiner aktiven Zeit in der Pharma-Industrie damals noch große Firmen, Platzhirsche, wie z.B. Hoechst, verschwunden, wurden fusioniert oder gekauft.
Was aber sind nun die Innovationstreiber wenn es um die Zukunft der bildgebenden Medizin geht? Welches werden die zukünftigen Spieler sein, welche nationalen und globalen Innovationsnetzwerke werden entstehen?
Die Antwort lautet, es werden jene Spieler sein, die einen signifikanten Beitrag leisten, einerseits heute noch vorhandene Schwächen der bildgebenden Diagnostik zu beheben und andererseits die Schnittstellen der biomedizinischen Forschung und Entwicklung, namentlich der Humangenetik und der Immunologie, der Pathologie und der Informationstechnologie zu besetzen und damit den Weg zu einer wirklich personalisierten Medizin zu ebnen.
Lassen Sie mich mit den Schwächen oder sagen wir besser den Herausforderungen der bildgebenden Diagnostik heute beginnen.
Ich sehe vier große Herausforderungen, die auf der folgenden Folie am Beispiel einer Radiologiepraxis schematisch dargestellt sind:
Durch das Zusammenspiel extrem leistungsfähiger Geräte, sehr gut verträglicher Röntgen-, MRT- und Ultraschallkontrastmittel und - u.a.
Dank MEVIS Fraunhofer – exzellenter Bildbearbeitungssoftware, sowohl für die Bildakquisition als auch für die Befundung, sind wir heute in der Lage sehr präzise Diagnosen einer Erkrankung zu machen und wir können zumindest dem Grunde nach, Krankheiten auch sehr früh erkennen. Moderne Radiologie liefert auch heute schon einen unerläßlichen Beitrag zur Therapiekontrolle z.B. bei Krebspatienten. Nahezu alle Verfahren der interventionellen Radiologie und Kardiologie sowie der Strahlentherapie sind ohne Bildgebung undenkbar. Ganz zu schweigen von der breit etablierten Ultraschall-Diagnostik beim Hausarzt und der vorsorglichen Ausschluß-Diagnose , wie auch der Screeningverfahren, wie z.B. der Mammographie. Fast jeder von uns kennt das gute Gefühl, wenn der Ultraschall oder, bei schwierigeren Fragestellungen, die CT oder MRT Untersuchung einen Verdacht nicht bestätigt und eine schwerwiegende Erkrankung ausgeschlossen hat.
Das Problem ist allerdings, daß das wirkliche Potential der bildgebenden Medizin häufig noch nicht voll ausgeschöpft wird.
Ein wichtiger Faktor dabei ist, daß modernste Technologie keineswegs überall verfügbar ist. In vielen Ländern wird eine leistungsfähige radiologische Infrastruktur gerade erst aufgebaut – ein riesiger Wachstumsmarkt in China und fast allen „Emerging Markets“. In den entwickelten oder hochentwickelten Volkswirtschaften gibt es in vielen Hospitälern und Arztpraxen veraltete Geräte, mit vergleichsweise hoher Strahlenbelastung. Geräte werden, aufgrund der immer noch hohen Kosten, so lange wie möglich genutzt. Bei der gleichzeitigen rasanten Entwicklung der Technologie in praktisch allen Modalitäten, führt dies fast zwangsläufig dazu, daß etablierte Infrastruktur rasch veraltet.
Mit dem bevorstehenden breiten Markteintritt neuer und vermutlich sehr potenter Wettbewerber im Bereich der Geräte, namentlich des weltgrößten Unterhaltungselektronik Konzerns Samsung, der gleichzeitig auch in andere „Healthcare“-Bereiche investiert, aber auch chinesischer Anbieter, werden die Kosten der diagnostischen Geräteinfrastruktur in Zukunft wohl fallen. Vielleicht helfen auch intelligente Leasing oder „Pay Per Use“ Konzepte, die radiologische Infrastruktur weiter zu verbessern und a jour zu halten.
Schwieriger sieht es mit der ärztlichen und medizinischen Aus- und Weiterbildung aus.
Die Technologie hat sich in einer solchen Rasanz entwickelt, daß die medizinische Aus- und Weiterbildung Probleme hat, mit der Erweiterung der Methoden und Anwendungen der Radiologie mitzuhalten. Trotz bereits heute gewaltiger Anstrengungen der Ärzteverbände und der Industrie in der radiologischen Weiterbildung – so ist z.B. der jährliche Kongress der American Radiological Society in Chicago mit ca. 30.000 teilnehmenden Radiologen einer der größten medizinischen Kongresse weltweit - scheinen die Anstrengungen nicht auszureichen. Dies gilt um so mehr, wenn man andere medizinische Fachrichtungen mit einbezieht, denn der niedergelassene Allgemeinmediziner oder Facharzt muß wissen, was diagnostisch möglich und sinnvoll ist. Der Industrie ist deshalb dringend anzuraten die Translation neuer Technologien und Verfahren noch viel stärker als bisher mit erstklassigem Training, engmaschigem Service und entsprechenden Weiterbildungsangeboten zu verbinden und die nationalen und internationalen ärztlichen Fachverbände bei ihren Weiterbildungsbemühungen zu unterstützen.
Viele Radiologen wehren sich bis heute, standardisierten Untersuchungsprotokollen zu folgen. Dies ist aber für die Qualität , wie auch die Qualitätssicherung, im Sinne des Patienten unerläßlich.
Wir haben bei Schering und bei Bayer viel Geld investiert um z.B. für unser MR Leberkontrastmittel Primovist in Zusammenarbeit mit Radiologen und anderen Fachärzten weltweit, standardisierte Untersuchungsprotokolle zu entwickeln, weil nur sie optimale Ergebnisse garantieren und nur speziell geschulte Radiologen wirklich gute Ergebnisse erzielen. Standardisierung und Qualitätssicherung sind wahrscheinlich die größten Herausforderungen für die ärztlichen Fachgesellschaften, aber auch für die Industrie. Auch in diesem Bereich wird die Softwareunterstützung, wie sie von Fraunhofer MEVIS erarbeitet wird, in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.
Eine andere Großbaustelle der bildgebenden Diagnostik, so wie sie heute betrieben wird, sind die nach wie vor z.T. ineffizienten Arbeitsabläufe und fragmentierten Systemarchitekturen vieler Radiologie-Abteilungen und Hospitäler. So sind bis heute Scanner und Kontrastmittelinjektoren nur zum Teil optimal aufeinander abgestimmt, Patientendaten und Untersuchungsprotokolle werden zum Teil noch händisch bearbeitet, die Bedienung mancher „Workstation“ und die dazugehörende Softwareunterstützung erinnern fatal an die Business und Firstclass Sitze einer großen deutschen Fluggesellschaft: Hightech, die leider schwer bedienbar und mitunter fehleranfällig ist und offenbar selbst vom Servicepersonal kaum verstanden wird! Die intelligente Integration und effiziente Gestaltung der Arbeitsabläufe, ebenso wie die einfache Bedienbarkeit der Systeme bei gleichzeitiger Steigerung der Qualitäts- und Sicherheitsstandards ist ein weites Betätigungsfeld für System und Prozess Innovationen. Seien Sie sicher, wenn die etablierten, überwiegend ingenieurgetriebenen Firmen, sich nicht darum kümmern, werden es Newcomer tun, die Erfahrung in der Consumer Elektronik und in der Welt der Apps haben. Initial für den Bereich der „Consumer Electronics“ entwickelte Hard- und Softwarelösungen, werden mit vergleichsweise geringem Aufwand in der Radiologie zum Einsatz kommen. Ich nenne hier beispielhaft leistungsfähige Grafikprozessoren, deren Entwicklung u.a. stark von stetig wachsenden Anforderungen der Computerspielbranche getrieben wird. Bereits jetzt lassen sich eine Vielzahl von 2D und 3D Reformatierungen in nahezu Echtzeit während der Befundung durchführen.
- Die breite Verfügbarkeit modernster Technologie,
- nicht ausreichend definierte, einheitliche Standards für Untersuchungsprotokolle,
- die fragmentierte, z. T. schlecht integrierte Systemlandschaft und,
- die Qualifikation und Ausbildung der Ärzte.
Durch das Zusammenspiel extrem leistungsfähiger Geräte, sehr gut verträglicher Röntgen-, MRT- und Ultraschallkontrastmittel und - u.a.
Dank MEVIS Fraunhofer – exzellenter Bildbearbeitungssoftware, sowohl für die Bildakquisition als auch für die Befundung, sind wir heute in der Lage sehr präzise Diagnosen einer Erkrankung zu machen und wir können zumindest dem Grunde nach, Krankheiten auch sehr früh erkennen. Moderne Radiologie liefert auch heute schon einen unerläßlichen Beitrag zur Therapiekontrolle z.B. bei Krebspatienten. Nahezu alle Verfahren der interventionellen Radiologie und Kardiologie sowie der Strahlentherapie sind ohne Bildgebung undenkbar. Ganz zu schweigen von der breit etablierten Ultraschall-Diagnostik beim Hausarzt und der vorsorglichen Ausschluß-Diagnose , wie auch der Screeningverfahren, wie z.B. der Mammographie. Fast jeder von uns kennt das gute Gefühl, wenn der Ultraschall oder, bei schwierigeren Fragestellungen, die CT oder MRT Untersuchung einen Verdacht nicht bestätigt und eine schwerwiegende Erkrankung ausgeschlossen hat.
Das Problem ist allerdings, daß das wirkliche Potential der bildgebenden Medizin häufig noch nicht voll ausgeschöpft wird.
Ein wichtiger Faktor dabei ist, daß modernste Technologie keineswegs überall verfügbar ist. In vielen Ländern wird eine leistungsfähige radiologische Infrastruktur gerade erst aufgebaut – ein riesiger Wachstumsmarkt in China und fast allen „Emerging Markets“. In den entwickelten oder hochentwickelten Volkswirtschaften gibt es in vielen Hospitälern und Arztpraxen veraltete Geräte, mit vergleichsweise hoher Strahlenbelastung. Geräte werden, aufgrund der immer noch hohen Kosten, so lange wie möglich genutzt. Bei der gleichzeitigen rasanten Entwicklung der Technologie in praktisch allen Modalitäten, führt dies fast zwangsläufig dazu, daß etablierte Infrastruktur rasch veraltet.
Mit dem bevorstehenden breiten Markteintritt neuer und vermutlich sehr potenter Wettbewerber im Bereich der Geräte, namentlich des weltgrößten Unterhaltungselektronik Konzerns Samsung, der gleichzeitig auch in andere „Healthcare“-Bereiche investiert, aber auch chinesischer Anbieter, werden die Kosten der diagnostischen Geräteinfrastruktur in Zukunft wohl fallen. Vielleicht helfen auch intelligente Leasing oder „Pay Per Use“ Konzepte, die radiologische Infrastruktur weiter zu verbessern und a jour zu halten.
Schwieriger sieht es mit der ärztlichen und medizinischen Aus- und Weiterbildung aus.
Die Technologie hat sich in einer solchen Rasanz entwickelt, daß die medizinische Aus- und Weiterbildung Probleme hat, mit der Erweiterung der Methoden und Anwendungen der Radiologie mitzuhalten. Trotz bereits heute gewaltiger Anstrengungen der Ärzteverbände und der Industrie in der radiologischen Weiterbildung – so ist z.B. der jährliche Kongress der American Radiological Society in Chicago mit ca. 30.000 teilnehmenden Radiologen einer der größten medizinischen Kongresse weltweit - scheinen die Anstrengungen nicht auszureichen. Dies gilt um so mehr, wenn man andere medizinische Fachrichtungen mit einbezieht, denn der niedergelassene Allgemeinmediziner oder Facharzt muß wissen, was diagnostisch möglich und sinnvoll ist. Der Industrie ist deshalb dringend anzuraten die Translation neuer Technologien und Verfahren noch viel stärker als bisher mit erstklassigem Training, engmaschigem Service und entsprechenden Weiterbildungsangeboten zu verbinden und die nationalen und internationalen ärztlichen Fachverbände bei ihren Weiterbildungsbemühungen zu unterstützen.
Viele Radiologen wehren sich bis heute, standardisierten Untersuchungsprotokollen zu folgen. Dies ist aber für die Qualität , wie auch die Qualitätssicherung, im Sinne des Patienten unerläßlich.
Wir haben bei Schering und bei Bayer viel Geld investiert um z.B. für unser MR Leberkontrastmittel Primovist in Zusammenarbeit mit Radiologen und anderen Fachärzten weltweit, standardisierte Untersuchungsprotokolle zu entwickeln, weil nur sie optimale Ergebnisse garantieren und nur speziell geschulte Radiologen wirklich gute Ergebnisse erzielen. Standardisierung und Qualitätssicherung sind wahrscheinlich die größten Herausforderungen für die ärztlichen Fachgesellschaften, aber auch für die Industrie. Auch in diesem Bereich wird die Softwareunterstützung, wie sie von Fraunhofer MEVIS erarbeitet wird, in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.
Eine andere Großbaustelle der bildgebenden Diagnostik, so wie sie heute betrieben wird, sind die nach wie vor z.T. ineffizienten Arbeitsabläufe und fragmentierten Systemarchitekturen vieler Radiologie-Abteilungen und Hospitäler. So sind bis heute Scanner und Kontrastmittelinjektoren nur zum Teil optimal aufeinander abgestimmt, Patientendaten und Untersuchungsprotokolle werden zum Teil noch händisch bearbeitet, die Bedienung mancher „Workstation“ und die dazugehörende Softwareunterstützung erinnern fatal an die Business und Firstclass Sitze einer großen deutschen Fluggesellschaft: Hightech, die leider schwer bedienbar und mitunter fehleranfällig ist und offenbar selbst vom Servicepersonal kaum verstanden wird! Die intelligente Integration und effiziente Gestaltung der Arbeitsabläufe, ebenso wie die einfache Bedienbarkeit der Systeme bei gleichzeitiger Steigerung der Qualitäts- und Sicherheitsstandards ist ein weites Betätigungsfeld für System und Prozess Innovationen. Seien Sie sicher, wenn die etablierten, überwiegend ingenieurgetriebenen Firmen, sich nicht darum kümmern, werden es Newcomer tun, die Erfahrung in der Consumer Elektronik und in der Welt der Apps haben. Initial für den Bereich der „Consumer Electronics“ entwickelte Hard- und Softwarelösungen, werden mit vergleichsweise geringem Aufwand in der Radiologie zum Einsatz kommen. Ich nenne hier beispielhaft leistungsfähige Grafikprozessoren, deren Entwicklung u.a. stark von stetig wachsenden Anforderungen der Computerspielbranche getrieben wird. Bereits jetzt lassen sich eine Vielzahl von 2D und 3D Reformatierungen in nahezu Echtzeit während der Befundung durchführen.
Lassen Sie mich damit vom heute zum morgen kommen. Eine Brücke zur bildgebenden Diagnostik von morgen ist ohne Frage die sich sehr schnell entwickelnde computerunterstützte Detektion und in der Zukunft wohl auch Diagnose, englisch „Computer Assisted Detection bzw. Diagnosis“ (kurz CAD). Hintergrund für die immer häufiger zum Einsatz kommende CAD, ist die Tatsache, daß moderne Computer-Tomographen und MR-Scanner in unglaublich kurzer Zeit komplexes Bildmaterial liefern, das auch mit dem geschulten Auge des Radiologen in angemessener Zeit oft nicht mehr voll erfaßt und analysiert werden kann. Der Computer ist oft besser als das menschliche Auge, auffällige Gewebsstrukturen zu erkennen und natürlich ist er darin auch schneller. Der Radiologe wird in der Zukunft bei der Befundung, der Differenzialdiagnose oder der vorab „Aussortierung“ von Normalbefunden durch CAD-Programme entscheidend unterstützt. Was heute in der Mammographie bereits Standard ist, hält nun in weiteren Indikationen, insbesondere beim Lungen Screening Einzug, und wird sich mittelfristig als intelligente Entscheidungsunterstützung im gesamten medizinischen Spektrum etablieren.
Wir werden auch eine weitere, heute schon sichtbare, Entwicklung hin zur Teleradiologie erleben, denn Bildakquisition und Befundung können mit Hilfe moderner Bildübertragungstechnologie getrennt werden. Eine im chinesischen Hinterland aufgenommene CT-Sequenz kann ohne Probleme innerhalb von 24 Stunden in Shanghai, Peking oder irgendeinem Ort der Welt von Spezialisten befundet werden. Und das ist nicht nur für China oder andere große Flächenstaaten relevant, sondern auch bei uns in Deutschland. Wenn Sie sich jemals als Patient oder weil ein Familienangehöriger betroffen war, mit den Niederungen der medizinischen Diagnostik auf dem flachen Lande auseinandersetzen mußten, werden Sie sicher über die Aussicht auf eine Ferndiagnose erfreut sein. Bereits jetzt ermöglichen teleradiologische Systeme die Aufrechterhaltung einer kontinuierlichen Notfalldiagnostik an kleinen Standorten.
Mit der durch die Digitalisierung möglich gewordenen Vernetzung radiologischer Standorte bzw. Datenbanken, sind teleradiologische Arbeitsplätze möglich geworden. Dies ermöglicht zum einen das Angebot bestimmter radiologischer Dienstleistungen an Standorten, an denen diese finanziell oder logistisch kaum realisierbar wären. Zum anderen können personelle Ressourcen so effizienter und flexibler an den aktuellen Bedarf eines Standortes angepaßt werden. Es ist deshalb naheliegend und geschieht auch schon, daß radiologische Dienstleistungen in Länder mit geringeren Lohnkosten, ausgelagert werden. Auch in der Diagnostik und Medizin insgesamt, entstehen globale Wertschöpfungsketten mit der Folge weltweiter Kooperation aber auch Konkurrenz. Auch vor diesem Hintergrund sollte ein Land wie die Bundesrepublik schleunigst dafür sorgen, daß wir eine global wettbewerbsfähige Kommunikationsinfrastruktur haben. Heute ist es nicht so!
Fraunhofer MEVIS ist führend im Bereich CAD und besitzt hier eine erstklassige Ausgangsposition in einem wichtigen Wachstumssegment!
Wir werden auch eine weitere, heute schon sichtbare, Entwicklung hin zur Teleradiologie erleben, denn Bildakquisition und Befundung können mit Hilfe moderner Bildübertragungstechnologie getrennt werden. Eine im chinesischen Hinterland aufgenommene CT-Sequenz kann ohne Probleme innerhalb von 24 Stunden in Shanghai, Peking oder irgendeinem Ort der Welt von Spezialisten befundet werden. Und das ist nicht nur für China oder andere große Flächenstaaten relevant, sondern auch bei uns in Deutschland. Wenn Sie sich jemals als Patient oder weil ein Familienangehöriger betroffen war, mit den Niederungen der medizinischen Diagnostik auf dem flachen Lande auseinandersetzen mußten, werden Sie sicher über die Aussicht auf eine Ferndiagnose erfreut sein. Bereits jetzt ermöglichen teleradiologische Systeme die Aufrechterhaltung einer kontinuierlichen Notfalldiagnostik an kleinen Standorten.
Mit der durch die Digitalisierung möglich gewordenen Vernetzung radiologischer Standorte bzw. Datenbanken, sind teleradiologische Arbeitsplätze möglich geworden. Dies ermöglicht zum einen das Angebot bestimmter radiologischer Dienstleistungen an Standorten, an denen diese finanziell oder logistisch kaum realisierbar wären. Zum anderen können personelle Ressourcen so effizienter und flexibler an den aktuellen Bedarf eines Standortes angepaßt werden. Es ist deshalb naheliegend und geschieht auch schon, daß radiologische Dienstleistungen in Länder mit geringeren Lohnkosten, ausgelagert werden. Auch in der Diagnostik und Medizin insgesamt, entstehen globale Wertschöpfungsketten mit der Folge weltweiter Kooperation aber auch Konkurrenz. Auch vor diesem Hintergrund sollte ein Land wie die Bundesrepublik schleunigst dafür sorgen, daß wir eine global wettbewerbsfähige Kommunikationsinfrastruktur haben. Heute ist es nicht so!
Fraunhofer MEVIS ist führend im Bereich CAD und besitzt hier eine erstklassige Ausgangsposition in einem wichtigen Wachstumssegment!
MEVIS Fraunhofer ist auch führend in einem weiteren wichtigen Wachstumsbereich, der sogenannten „Multimodalen Bildfusion und -Analyse“, d.h. der Fusionierung von Bildmaterial, das zu unterschiedlichen Zeitpunkten mit unterschiedlichen diagnostischen Verfahren vom gleichen Patienten aufgenommen wurde. Die unterschiedlichen bildgebenden Verfahren sind häufig komplementär. So zeigt z.B. bei der Brustkrebsdiagnose eine Mammographie eine Mikrokalzifikation, während Ultraschall die Unterscheidung von Zyste und Tumor ermöglicht. Für den Radiologen ist es häufig schwierig das Puzzle der verschiedenen Befunde verläßlich zusammenzufügen. Deshalb hat MEVIS Fraunhofer ein mathematisches Brustmodell entwickelt, das alle Informationen über verdächtiges Gewebe zusammenführt.
Im erweiterten Sinne, wird in Zukunft wohl auch die von Fraunhofer MEVIS und anderen vorangetriebene Digitale Pathologie, Teil der „Multimodalen Bildgebung“. Histologische Befunde und Gewebsschnitte werden so Teil einer fusionierten Bildbefundung und -analyse.
Lassen Sie mich damit zu einem weiteren Wachstumsbereich, der sogenannten „personalisierten Medizin“ kommen. Inzwischen wird dieser Begriff inflationär für alles mögliche verwandt. Gemeint ist aber, daß die jeweilige Therapie optimal auf jeden individuellen Patienten abgestimmt wird. Es gibt z.B. Krebstherapien, die nur bei einer bestimmten Gruppe von Patienten wirkt, die bestimmte Merkmale, z.B. sogenannte „Rezeptoren“ aufweist, an die das Medikament andocken kann. Bei anderen Patienten fehlt dieser Rezeptor und die gleiche Therapie ist völlig wirkungslos. Die pharmazeutische Industrie versucht deshalb seit Jahren verstärkt, vor allem für Krebstherapien sogenannte Biomarker zu entwickeln, auch „companion Diagnostics“ genannt, die schon während der klinischen Entwicklung der Präparate Aufschluß darüber geben sollen, ob ein Medikament bei einer bestimmten Patientengruppe wirkt.
Im erweiterten Sinne, wird in Zukunft wohl auch die von Fraunhofer MEVIS und anderen vorangetriebene Digitale Pathologie, Teil der „Multimodalen Bildgebung“. Histologische Befunde und Gewebsschnitte werden so Teil einer fusionierten Bildbefundung und -analyse.
Lassen Sie mich damit zu einem weiteren Wachstumsbereich, der sogenannten „personalisierten Medizin“ kommen. Inzwischen wird dieser Begriff inflationär für alles mögliche verwandt. Gemeint ist aber, daß die jeweilige Therapie optimal auf jeden individuellen Patienten abgestimmt wird. Es gibt z.B. Krebstherapien, die nur bei einer bestimmten Gruppe von Patienten wirkt, die bestimmte Merkmale, z.B. sogenannte „Rezeptoren“ aufweist, an die das Medikament andocken kann. Bei anderen Patienten fehlt dieser Rezeptor und die gleiche Therapie ist völlig wirkungslos. Die pharmazeutische Industrie versucht deshalb seit Jahren verstärkt, vor allem für Krebstherapien sogenannte Biomarker zu entwickeln, auch „companion Diagnostics“ genannt, die schon während der klinischen Entwicklung der Präparate Aufschluß darüber geben sollen, ob ein Medikament bei einer bestimmten Patientengruppe wirkt.
Obwohl dies bei einigen Medikamenten gelungen ist, stellt sich die Entwicklung verläßlicher Biomarker doch als ausgesprochen dornenreiches Unterfangen heraus. Meine Prognose ist deshalb, daß die intensive Begleitung der Therapie durch bildgebende Verfahren, das „Therapiemonitoring“, insbesondere bei Krebspatienten, aber in Zukunft auch bei den qua Alterstruktur immer häufiger auftretenden Demenzerkrankungen, ein stabiles und nachhaltig wachsendes Marktsegment sein wird. Vor allem aber werden „Companion Diagnostics“ und engmaschiges Therapie-Monitoring zwingender Bestandteil der Kostenerstattung, denn es ist nicht vertretbar, daß Krebstherapien, die bei einem Patienten ohne Wirkung bleiben, trotzdem weiter eingesetzt werden. Dies ist im Interesse des Patienten aber auch der Versicherer, die heute für eine Krebstherapie im Jahr durchschnittlich zwischen 50.000 und 150.000 € bezahlen müssen. Nach verschiedenen Schätzungen bleiben mehr als die Hälfte der Krebstherapien wirkungslos.
Damit komme ich zu einem letzten Wachstumsfeld, das die bildgebende Diagnostik verändern und befördern wird: „Big Data“. Was ist in der bildgebenden Diagnostik damit gemeint? Die schon angesprochene Fülle an weltweit jeden Tag produzierten medizinischen Daten, neben Bilddaten auch Genomanalysen, Laborresultate und Patientenakten, wird es in Zukunft möglich machen, durch Abgleich großer Datenmengen Krankheitsmuster und Krankheitsverläufe mit leistungsfähigen Computerprogrammen auszuwerten und besser zu verstehen. Fraunhofer MEVIS ist es gelungen die sogenannte „Nationale Kohorte“ (kurz NAKO) im Bilddaten-Management zu koordinieren und eine gleichbleibend hohe Datenqualität zu sichern. Es handelt sich um die größte in der Bundesrepublik je durchgeführte Langzeitstudie mit 200.000 Freiwilligen und geplanten 30.000 Ganzkörper MRT-Untersuchungen. Dazu kann man nur gratulieren, denn Fraunhofer MEVIS hat sich dadurch eine erstklassige Ausgangsposition geschaffen, nicht nur im wichtigen Feld der Qualitätssicherung, sondern auch im Feld „Big Data“.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich muß schon aus Zeitgründen zum Schluß kommen. Mein Fazit ist: Innovation in der Bildgebenden Medizin wird in Zukunft deutlich stärker noch als in der Vergangenheit von den Fortschritten und der intelligenten Anwendung der Informationstechnologie abhängen. Die Innovationstreiber der Vergangenheit, Gerätehersteller und Kontrastmittelhersteller werden im überschaubaren Zeitraum von 5 – 10 Jahren wohl eher nur noch inkrementelle Innnovationen beitragen. Computertomographen werden noch schneller und werden eine geringere Strahlenbelastung haben. Die Kernspintographie wird ebenfalls schneller und noch robuster und wird sich dadurch völlig neue Indikationen und Anwendungsfelder z. B. in der dynamischen Bildgebung des Herzens erschließen. die Hybridbildgebung, die auf der Kombination nuklearmedizinischer und radiologischer Techniken beruht, wird neue Anwendungsfelder finden und wahrscheinlich wird es gelingen, einige neue, noch spezifischere Tumormarker und vielleicht noch sicherere Kontrastmittel zu entwickeln.
Die großen Innovationssprünge aber, sind zu erwarten von Software-Anwendungen und von Innovationen in der Systemarchitektur und der Sicherstellung gleichmäßig hoher Qualitätsstandards in der Bildakquisition und Befundung. Der Markteintritt von Schwergewichten wie IBM, oder auch von Samsung, Google und Apple, sowie einer großen Zahl kleiner, innovativer Firmen, ist für die Lösung der offenen Systemarchitekturfragen von höchster Bedeutung, ebenso wie für die Frage der einfachen, praxisnahen Handhabbarkeit der Geräte und Workstations, kurz: Für die Realisierung reibungsloser Arbeitsabläufe.
Erlauben Sie mir eine allerletzte Bemerkung: Die bildgebende Diagnostik ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie wichtig in einem Land komplementäre Unternehmen, eine anwendungsorientierte Forschungs- und Entwicklungslandschaft mit erstklassigen Universitäten und Hochschulen, aber auch Institutionen wie der Fraunhofer Gesellschaft sind.
Wir sind in diesem Lande gut beraten, Gesundheit nicht nur oder primär als Kostenfaktor zu sehen, sondern als einen der wichtigsten Wachstumsbereiche für unsere hochentwickelte, moderne Volkswirtschaft mit hochqualifizierten, stabilen Arbeitsplätzen. Hier stehen wir im weltweiten Wettbewerb mit anderen „Healthcare Clustern“: ich nenne die amerikanische und kanadische Westküste und den Großraum um New York City und Bosten, ich nenne das bei uns immer noch wenig bekannte „Healthcare Cluster“ Seoul und das Osong Bio Valley in Korea, ich nenne in China mehrere „Healthcare Cluster z.B. in Peking, Shanghai und weiteren Städten, ich nenne Singapur und Tel Aviv und ich könnte die Liste auch hier in Europa fast beliebig verlängern. Wir haben Ansätze zu solchen Clustern in München, in Berlin, im Raum Heidelberg oder im „Medical Valley“ Nürnberg. Wir haben aber bis heute nur wenige neue Firmen und Start-up Unternehmen im Bereich der Medizin, Biomedizin, der Informationstechnologie und Medizintechnologie hervorgebracht, die im Weltmaßstab mitspielen könnten. Ich sage Ihnen, es ist für eine auch in Zukunft erfolgreiche Volkswirtschaft zu wenig.
Wir brauchen mehr Innovation, mehr Unternehmergeist, mehr Risikobereitschaft, mehr „Innovation Sourcing“ zwischen Großindustrie, Mittelstand und agilen Start-up Firmen und eine Industriepolitik, die konsequent die beschriebenen Innovationsnetzwerke fördert und durch entsprechende steuer- und finanzpolitische Rahmenbedingungen Firmenneugründungen erleichtert. Ich sehe in diesem Zusammenhang zu viel gegenseitiges Schulterklopfen und zuweilen in Universitäten und Universitätskliniken eine gewisse akademische Selbstgefälligkeit. Wir haben großartige Bausteine: das duale Ausbildungssystem, einige sehr gute Universitäten, Forschungsgesellschaften wie pars pro toto Fraunhofer, Helmholtz und Max Planck und vor allem, wie bei MEVIS erstklassige junge Wissenschaftler und Entwickler, die wir nicht an das Silicon Valley verlieren sollten. Alles Dinge, um die uns viele Länder beneiden. Lassen Sie uns gemeinsam noch mehr daraus machen.
Fraunhofer MEVIS wünsche ich in diesem Sinne eine erfolgreiche Zukunft und der Fraunhofer Gesellschaft gratuliere ich zum hoffentlich nachhaltigen Einstieg in die Medizintechnologie. Der Grundstein ist gelegt.
Die großen Innovationssprünge aber, sind zu erwarten von Software-Anwendungen und von Innovationen in der Systemarchitektur und der Sicherstellung gleichmäßig hoher Qualitätsstandards in der Bildakquisition und Befundung. Der Markteintritt von Schwergewichten wie IBM, oder auch von Samsung, Google und Apple, sowie einer großen Zahl kleiner, innovativer Firmen, ist für die Lösung der offenen Systemarchitekturfragen von höchster Bedeutung, ebenso wie für die Frage der einfachen, praxisnahen Handhabbarkeit der Geräte und Workstations, kurz: Für die Realisierung reibungsloser Arbeitsabläufe.
Erlauben Sie mir eine allerletzte Bemerkung: Die bildgebende Diagnostik ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie wichtig in einem Land komplementäre Unternehmen, eine anwendungsorientierte Forschungs- und Entwicklungslandschaft mit erstklassigen Universitäten und Hochschulen, aber auch Institutionen wie der Fraunhofer Gesellschaft sind.
Wir sind in diesem Lande gut beraten, Gesundheit nicht nur oder primär als Kostenfaktor zu sehen, sondern als einen der wichtigsten Wachstumsbereiche für unsere hochentwickelte, moderne Volkswirtschaft mit hochqualifizierten, stabilen Arbeitsplätzen. Hier stehen wir im weltweiten Wettbewerb mit anderen „Healthcare Clustern“: ich nenne die amerikanische und kanadische Westküste und den Großraum um New York City und Bosten, ich nenne das bei uns immer noch wenig bekannte „Healthcare Cluster“ Seoul und das Osong Bio Valley in Korea, ich nenne in China mehrere „Healthcare Cluster z.B. in Peking, Shanghai und weiteren Städten, ich nenne Singapur und Tel Aviv und ich könnte die Liste auch hier in Europa fast beliebig verlängern. Wir haben Ansätze zu solchen Clustern in München, in Berlin, im Raum Heidelberg oder im „Medical Valley“ Nürnberg. Wir haben aber bis heute nur wenige neue Firmen und Start-up Unternehmen im Bereich der Medizin, Biomedizin, der Informationstechnologie und Medizintechnologie hervorgebracht, die im Weltmaßstab mitspielen könnten. Ich sage Ihnen, es ist für eine auch in Zukunft erfolgreiche Volkswirtschaft zu wenig.
Wir brauchen mehr Innovation, mehr Unternehmergeist, mehr Risikobereitschaft, mehr „Innovation Sourcing“ zwischen Großindustrie, Mittelstand und agilen Start-up Firmen und eine Industriepolitik, die konsequent die beschriebenen Innovationsnetzwerke fördert und durch entsprechende steuer- und finanzpolitische Rahmenbedingungen Firmenneugründungen erleichtert. Ich sehe in diesem Zusammenhang zu viel gegenseitiges Schulterklopfen und zuweilen in Universitäten und Universitätskliniken eine gewisse akademische Selbstgefälligkeit. Wir haben großartige Bausteine: das duale Ausbildungssystem, einige sehr gute Universitäten, Forschungsgesellschaften wie pars pro toto Fraunhofer, Helmholtz und Max Planck und vor allem, wie bei MEVIS erstklassige junge Wissenschaftler und Entwickler, die wir nicht an das Silicon Valley verlieren sollten. Alles Dinge, um die uns viele Länder beneiden. Lassen Sie uns gemeinsam noch mehr daraus machen.
Fraunhofer MEVIS wünsche ich in diesem Sinne eine erfolgreiche Zukunft und der Fraunhofer Gesellschaft gratuliere ich zum hoffentlich nachhaltigen Einstieg in die Medizintechnologie. Der Grundstein ist gelegt.